Freitag, 13. Mai 2016

Präfekten des Harzdepartements 1

Der Präfekt war nach der neuen westphälischen Verwaltungsordnung von 1807 der höchste Beamte der Zivilverwaltung für das Departement. Ihm unterstanden die drei Unterpräfekten, die jeweils einen Distrikt seines Departements verwalteten (hier Osterode, Nordhausen, Duderstadt) und die Kantonmaires seines eigenen Distrikts (hier Heiligenstadt). Im Gegensatz zu anderen Präfektenstellen des Königreichs herrschte auf dem Heiligenstädter Posten eine starke Fluktuation, wo es insgesamt zu vier Wechseln der Präfekten in fünf Jahren kam.

Samuel Gottfried Borsche (1767 - 1821)

Präfekt des Harzdepartements


19. November 1767 in Tangermünde geboren; Studium der Theologie, Philosophie und Kameralistik in Halle und Erlangen 1786 und 1793; Februar 1798 Assessor bei der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer; November 1798 Assessor bei der Kriegs- und Domänenkammer in Plock, Neu-Ostpreußen; Mai 1801 Tätigkeit im Berliner Generaldirektorium für das Neu-Ostpreußische Departement; Oktober 1801 Kriegs- und Domänenrat bei der Kurmärkischen Kammer; 03. 12. 1801 Ernennung zum jüngsten Kriegs- und Domänenrat in der kurmärkischen Kammer für J.C.G. Lemcke; Juni 1802 Marschkommissar der preußischen Truppen bei der Besitzergreifung der Thüringer Gebiete; Ende 1802 Kommissar in der Spezialorganisationskommission für die Stadt Erfurt; 09. 07. 1803 Kammerdirektor der Erfurt-Eichsfeldischen Kriegs- und Domänenkammer auf Empfehlung des Ministers von der Schulenburg-Kehnert; April 1807 kurzzeitig vom Intendanten der französischen Interimsregierung Erfurt inhaftiert (wegen rückständiger Kriegskontributionen); Januar 1808 erster Präfekt des Harzdepartements; 06. Mai 1809 plötzliche Aufgabe des Postens und Abreise nach Berlin (vorgeblich private Gründe); Juli 1809 Vizepräsident der Pommerschen Regierung in Stargrad; März 1810 Staatsrat der Sektion für die allgemeine Polizei im Königreich Preußen, Mitwirkung an einem neuen Munizipal-Polizeigesetz; Juni 1810 Kommissar für Steuerregulierung unter Staatskanzler Hardenberg; Oktober 1810 Direktor der Domänen und Forsten beim Preußischen Finanzministerium; Anfang 1814 Vorsitz des Kuratoriums für das Einquartierungswesen; März 1820 Staatsrat für Finanzen und Inneres in der Sektion Handelsangelegenheiten, Verleihung des Roten-Adler-Ordens, 1821 nach einer Jagd erkrankt und gestorben.

Samuel Gottfried Borsche war im Südharz nahtlos von der ehemals preußischen Zivilverwaltung als Kammerdirektor zum Präfektenamt übergegangen. Seine Beziehungen zu preußischen Reformern, Beamten und Politikern außerhalb Westphalens blieben als Präfekt jedoch gut. So stand er weiterhin in gelegentlichem Kontakt mit Ludwig von Vincke und Friedrich von Bassewitz. Der Freiherr von Stein hatte ihm nach eigenen Angaben bei einem Treffen im Jahr 1804 schon sehr imponiert. Unter allen Präfekten der "ersten Generation" war Borsche der einzige, der im Mai 1809 seinen Posten aufgab, als die Schillschen Husaren versuchten, Menschen für die diffuse Idee eines militärischen Gegenschlags zu werben, den Preußens zusammen mit anderen dezimierten oder aufgelösten Landesherrschaften gegen Frankreich führen sollte.

Borsches Verwaltungsstil als Präfekt blieb den Geschäftsvorgängen und Gewohnheiten der ehemaligen Kriegs- und Domänenkammer verpflichtet, wofür ihn seine Nachfolger teils scharf kritisierten, v.a. für die unzulässige Durchsetzung des Büroprinzips und die Nachlässigkeit bei der Umsetzung von gesetzlicher Gleichstellung und dem Kommunalrechnungswesen.


Borsches Wirkungsort in Heiligenstadt: das Mainzer Schloss

Kohl W., Französisch-Westphälische Einflüsse auf die preußische Reformgesetzgebung über Samuel Gottfried Borsche einen Freund Ludwigs Freiherrn Vincke. in: Geschichte und Geschichtsbewusstsein. Festschrift für Karl-Ernst Jeismann, hg.v. Leidingerm P/ Metzler D., Münster 1990, S. 380−392.

Lüdicke R., Samuel Gottfried Borsche. Lebensbild eines preußischen Beamten. in: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und Anhalt. Band 12 (1936), S. 214 – 252.

Lüdicke R., Über die Preußische Verwaltung in Neu-Ostpreußen: (Briefe des Kammer-Assessors S.G. Borsche aus Plock 1799-1801), in: Altpreußische Forschungen, Bd. 17 (1940), S. 200-222.

Straubel R., Biographisches Handbuch Der Preußischen Verwaltungs- Und Justizbeamten 1740- 1806/15, (= Einzelveröffentlichungen der historischen Kommission zu Berlin, Bd. 85., Einzelveröffentlichungen des Brandenburgischen landeshauptarchivs, Bd. 7), München 2009, S. 118 f.

Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt B 35 II b Nr. 4 Die Ernennung des Kammerdirectors Borsche zum Präfekten.


Bildnachweis:  Mainzer Schloss Heiligenstadt.JPG.
Foto: Michael Sander,
CC BY-SA 3.0

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